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A Daughter of Isis

Nawal El Saadawi

Nawal el Saadawi ist eine der beeindruckensten ägyptischen und arabischsprachigen Stimmen der Literatur und des Feminismus. In ihren Werken spricht sie aus, was kaum jemand so deutlich zu sagen wagt und konfrontiert ihre Zuhörerschaft mit der ungeheuerlichen Normalität religiös fundierter patriarchaler Unterdrückung von Mädchen und Frauen in der ägyptischen Gesellschaft und darüber hinaus.

In ihrem autobiographischen Text ›A Daughter of Isis‹ beschreibt sie in wesentlichen Zügen ihre Kindheit und Jugend im Ägypten der dreißiger und vierziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Ausgangspunkt ist aber ihr US-amerikanisches Exil, in das sie 1993 zusammen mit ihrem Mann, Sherif Hetata, fliehen muss, nachdem sie in ihrer Heimat auf fundamentalistischen Todeslisten erscheint. Dort beginnt sie sich zurückzuerinnern und lässt die Menschen, die sie als Kind umgaben und ihre eigene Gefühls- und Erlebniswelt wieder aufleben.
Sie wächst in einer traditionellen ägyptischen Familie auf, die mütterlicherseits aus bürgerlichen und väterlicherseits aus bäuerlichen Verhältnissen stammend ein breites Spektrum der ägyptischen Gesellschaft abbildet. Ihr Vater ist Schulinspektor im Dienst des Bildungsministeriums, während ihre Mutter als Hausfrau, den kulturellen Zwängen gemäß, im Haushalt arbeitet und neun Kinder großzieht. Am Beispiel ihrer eigenen Erfahrungen als Schulkind, als zehnjähriges Mädchen, das sich der Zwangsverheiratung mit Glück entzieht, das durch ihre außerordentlichen Schulleistungen eine höhere Schule besuchen darf und später studiert, und am Beispiel ihrer Geschwister, Eltern, Großeltern, ihrer Tanten und Onkel, ihrer Lehrerinnen und anderer Personen denen sie begegnet, öffnet sie in vielen kurz gehaltenen Kapiteln den Blick auf die Welt, in der sie aufgewachsen ist und lässt einen Ausschnitt aus der ägyptischen Lebenswirklichkeit insbesondere von Mädchen und Frauen lebendig werden.

Ihr Schreiben gleicht einem Selbstgespräch, einem Nachdenken über die geistige und materielle Ordnung, die sie umgibt, und der sie ihre eigenen ganz persönlichen Empfindungen und Erfahrungen gegenüberstellt. Ihre Sprache besitzt dabei einen ausdrucksstarken, tiefgründig poetischen Charakter.
Anhand ihres Lebensweges führt sie den Kampf für die Unabhängigkeit von Frauen in der Zeit vor. Das Muster patriarchaler Ordnung ist hier der prägende Rahmen, der von Männern bestimmt, aber auch von Frauen von Generation zu Generation weitergetragen wurde. Die Religion kommt hinzu, aber sie ist nur eine Reflexion des männlichen Willens auf die gesellschaftliche Ordnung. In diesem Sinn stellt el Saadawi die religiös fundierte Moral patriarchal organisierter Gesellschaften ganz grundsätzlich bloß.

Autor/in:Nawal El Saadawi (1931–2021)
Genre:Autobiographie
Verlag:Zed books Ltd. (Bloomsbury Academic 2024), 1999
Übersetzung:Aus dem Arabischen ins Englische von Sherif Hetata
Originaltitel:»Awraq hayati 1«, bei Dar Al-Hilal, 1995