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ALMA

Shinji Mito

Vor 15 Jahren hat Trice den 5-jährigen Ray bei sich aufgenommen und kümmert sich seiher wie eine Mutter um ihn. Die beiden leben ganz alleine inmitten einer völlig zerstörten Stadt, umgeben von Ruinen, ohne ein Zeichen, dass es noch weitere Lebewesen außer ihnen in dieser lebensfeindlichen Umwelt gibt. Unentwegt erkundet Ray die Umgebung auf der Suche nach Menschen und erweitert so den Umkreis der ihm bekannten Welt. Nach dem Ray wieder einmal von einer seiner Tagesexpeditionen zurückgekehrt ist und Trice ihm Vorwürfe macht, wo er so lange geblieben sei, geschieht etwas Unerwartetes. Plötzlich nähert sich ihnen vom Himmel herab eine roboterähnliche Frau auf einer Art futuristischem Airbike. Es folgt ein Kampf, bei dem sich schnell herausstellt, dass Trice in Wirklichkeit ein Roboter in Menschengestalt und ihre Gegnerin ein Mensch in der Gestalt und mit den Fähigkeiten eines Roboters ist. Ray geht schließlich dazwischen und beendet den Kampf. Wie konnte er das schaffen, er, der schwache Mensch ohne Maschinenkräfte, woher kommt seine Stärke so unvermittelt? Hier wird die Rolle von Ray in der Geschichte sichtbar und von da an wird er als ›Zero‹ bezeichnet, Messias der Roboter, der Macht über alle Maschinen besitzt. Und es wird ebenso deutlich, warum Trice, die selbst eine Maschine ist, sich um das Menschenkind all die Jahre gekümmert hat. Die fremde Kämpferin verschwindet daraufhin mit dem ihr nachfolgenden Troß einer fliegenden Armada und verkündet noch im Gehen, dass es am folgenden Tag ein Leuchtfeuer geben werde, dem im Umkreis von 500 Kilometern alle Roboter und Maschinen zum Opfer fallen werden. Das Ende von Trice scheint besiegelt und nachdem das Leuchtfeuer am nächsten Morgen tatsächlich am Himmel erscheint, schwinden ihre Kräfte, sie stirbt schließlich und Ray beerdigt sie voller Trauer. Ein Leitsatz, den Trice ihm kurz vor ihrem Ende mitgibt, begleitet ihn von da an auf seiner Reise: »Zieh los und entdecke die Welt! - Und dann komm zurück und erzähl mir davon!« Als sich Trice‘ Funktionen daraufhin abschalten leuchtet in ihren Augen noch kurz ein rätselhaftes Akronym auf, ›ALMA›. Bis auf seinen kleinen Gefährten Lambda, das kleine hamsterähnliche Wesen, halb Tier, halb Maschine, ist Ray nun völlig alleine und so begibt er sich auf die Suche nach anderen Menschen und erkundet die Welt hinter den ihm bekannten Grenzen.

Mito zeichnet ›ALMA‹ ohne Überraschungen, in einer klaren, treffsicheren, fast konventionellen Bildsprache. Die Illustration der städtischen Umwelt in ihrer apokalyptischen Zerstörtheit ist detailreich und glaubhaft inszeniert. Die Charakterisierung der Figuren, Gefühle, Mimik und Gestik bleibt eher schablonenhaft und konzentriert sich bei der Darstellung auf die Entwicklung der Rolle in der Geschichte und auf die Fortschreibung der äußeren Handlung.
Neben der Unterhaltung mittels einer spannend erzählten Dystopie mit menschenähnlichen Robotern und einer um das Überleben kämpfenden Menschheit könnte man den Plot auch als Bühne für eine kulturkritische Betrachtung sehen. Themen wie künstliche Intelligenz, Mensch-Maschine-Interaktion und die Bestimmung des Lebens werden auf moralische Handlungsmuster und ethische Grundsätze projiziert und dabei in Frage gestellt. Das Überleben der Menschheit wird in Bezug zu einem göttlichen Willen gesetzt, während sich das Existenzrecht der willens- und bewusstgewordenen Maschinen aus dem Grundcharakter des menschengemachten Rechts bestimmt. Du bist da, also hast du das Recht, da zu sein, während der Menschheit ein transzendentaler Hintergrund zugeschrieben wird. Die Beschreibung hier beruht auf dem Leseerlebnis der ersten beiden Teile.

Autor/in:Shinji Mito
Genre:Manga, Dystopie
Verlag:Manga Cult, 2024
Übersetzung:Aus dem Japanischen von Sascha Mandler
Originaltitel:»アルマ«, bei SHUEISHA Inc., 2019