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Black Bazar

Alain Mabanckou

Der Roman beschreibt einige Anekdoten aus dem Leben eines Kongo-Brazzaville-Emigranten, der seit mehr als fünfzehn Jahren in Paris lebt. Der Ich-Erzähler ist bekennender Dressman, arbeitet halbtags in einer Druckerei und schreibt im Rest der Zeit genau das Buch, dass wir gerade Lesen. In der Kneipenbruderschaft, der afrokubanischen Bar Jip’s, besitzt er den, für die Ungeschminktheit und Direktheit der Sprache des Romans bezeichnenden, Spitznamen ‘Arschologe’. Der Grund dafür ist sein vulgärwissenschaftliches, androgen-überspreiztes Interesse für die weibliche “B-Seite”. Sein Leben pendelt zwischen seinen Freunden im Jip’s und einigen anderen Treffpunkten der schwarzafrikanischen Communiy, seiner Freundin ‘Ursprungs-Farbe’ und seinem Kind, sowie dem Schreiben seines Buchs.

Mabanckous Text ist ein Parforceritt durch den Lebensalltag der schwarzafrikanischen Immigration und der frankoafrikanischen Gemeinde in Paris. Wie schon in seinem Roman ‘zerbrochenes Glas’, spielt eine Kneipe eine nicht unwesentliche Rolle und ein Ich-Erzähler-Autor mit reichlich angeschlagenem Lebenslauf steht auch hier im Mittelpunkt. Ebenso daran erinnert der bekenntnishafte und dabei sich direkt an den Leser wendende, orale Sprachduktus des Autors, mit reichlich literarischen und musikalischen Verweisen im Text. Allerdings sind Ecken und Kanten in den hier beschriebenen Lebensläufen und auch die Sprachbilder und die Tonalität des Romans etwas geschliffener.
Nicht zu kurz kommt die Kritik an einer vereinfachenden und einseitigen Einordnung und Beurteilung der Auswirkungen kolonialer Politik durch die Schwarzen-Communities, bezugnehmend auf die zeitgenössischen Diktaturen und die Selbstverantwortung in der politischen Entwicklung der ehemaligen Kolonialstaaten. Der insgesamt zweiflerische Grundton, die Verneigung vor der Ideologieferne der Wirklichkeit, sowie ein grundlegender Skeptizismus allen Selbstgewissheiten gegenüber, bilden den geistigen Rahmen dieser Lebensbeichte.

Autor/in:Alain Mabanckou (*1966)
Genre:Gegenwartsliteratur
Verlag:Libeskind, 2010
Übersetzung:Aus dem Französischen von Andreas Münzner
Originaltitel:»Black Bazar«, bei Éditions du Seuil, 2009