Deogratias - a Tale of Rwanda
Jean-Philippe Stassen
Die Geschichte um den jungen Ruander Deogratias erinnert an den Genozid an der Bevölkerungsgruppe der Tutsi in Ruanda, 1994. Deogratias ist ein Jugendlicher, seinem Pass nach ist er Hutu, aber das spielt für ihn keine Rolle. Er möchte nichts anderes als lieben und leben und lässt sich nicht vereinnahmen durch die zunehmende Hetze gegen die Tutsi durch das Radio und die Interahamwe, einer paramilitärischen Kampforganisation des ruandischen Präsidenten Habyarimana. Als der Präsident schließlich bei einem Flugzeugabsturz zusammen mit seinem burundischen Kollegen ums Leben kommt, bricht der Damm des Hasses und das Morden beginnt. Deogratias versteckt seine Geliebte, Benina, eine Tutsi. Doch Benina bricht wenig später auf, um ihre Mutter und Schwester zu suchen. Am Ende werden alle tot sein, geschändet und brutal ermordet durch die marodierenden Banden der Hutu-Nationalisten. Deogratias selbst überlebt physisch nur, in dem er zum Mittäter wird. Psychisch ist er gebrochen und verwandelt sich in einen weinenden, alkoholsüchtigen Hund, sinnbildlich für die Hunde, die an den Leichen der Ermordeten Menschen frassen und von Bosco dem Anführer der befreienden Armee, der RPF Paul Kagames, erschossen wurden.
Stassen erinnert auf eindrückliche Weise an die kaum beschreibare Grausamkeit und Unmenschlichkeit des Genozids an den Tutsi. Erzählt wird in drei ineinander verschränkten Zeitebenen, eine kurze Zeitspanne vor dem Völkermord, währendessen und kurz danach. Dabei schneidet Stassen die Bedingungen des Genozids über die verschiedenen Handlungsträger und deren Aussagen plakativ an: Die koloniale Politik der Belgier, unter anderem mit der Einführung der ethnischen Pässe, die Geopolitik der französischen Armee und ihrer zynischen Unterstützung der Regierung Habyarimanas, die hasserfüllte Hetze der Medien, sowie die Feigheit der Kirche und der Weltöffentlichkeit, die beiseite stehen und ihre Hilfe verweigern. Über alldem steht die Lebendigkeit der Darstellung der Jugendlichen, ihrer Wünsche, aber auch die Hoffnungslosigkeit angesichts des absolut Bösen. Diese Erinnerungsarbeit ist Stassen vorallem zu Danken, den so rettet er die Opfer auf seine Art vor dem Vergessen.
Autor/in: | Jean-Philippe Stassen (*1966) |
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Genre: | Graphic Novel |
Verlag: | First Second, New York City, 2006 |
Übersetzung: | Aus dem Französischen ins Englische von Alexis Siegel |
Originaltitel: | »Déogratias«, bei Dupuis, Marcinelle (Belgien), 2000 |