Der gute Gott von Manhattan
Ingeborg Bachmann
Das Hörspiel beginnt in einem Gerichtssaal. Das Gerichtsverfahren gegen den wegen Mordes angeklagten ›guten Gott von Manhattan‹ beleuchtet die Hintergründe eines Bombenanschlags. Ein junges Paar sollte getötet werden. Die Frau stirbt, der Mann überlebt unverletzt, da er zum Tatzeitpunkt nicht am Ort des Verbrechens war. Der Richter verhört den Angeklagten zum Tathergang und zu seinen Motiven und der gute Gott von Manhattan gibt bereitwillig Auskunft.
Weitere Spielorte sind die Central Station in New York, in der sich das junge Paar zwei Wochen vor der Tat kennenlernte, die Straßen New Yorks, auf denen die beiden herumstreunten und sich annäherten und zwei Hotels, in denen sie sich lieben lernten.
Doch all das ahnen wir mehr, als dass wir es wissen. Die Poesie Bachmanns will uns mehr über die Kraft einer ungestümen, wahren Liebe erzählen und tut dies durch eine offene, unbestimmte, lyrische Erzählweise. Durch Jan, dem jungen Studenten, der aus Europa stammt und gerade dabei war nach Europa zurückzukehren, wird der abwehrende, ironische, bisweilen sadistisch anklingende Teil der sich formenden Liebe sichtbar. Jennifer, die Studentin aus Boston, lässt sich in diese Liebe fallen, sie handelt instinktiv, ergeben, körperlich. Zuerst gedacht als abenteuerliche, kurz auflodernde Liebe, entfacht jennifer in Jan und in sich selbst eine brennende, absolute, endgültige Liebe, die keine Vernunft oder ein anderes Gefühl oder andere Menschen neben sich duldet. Diese Liebe ist der Feind konformer Ordnung und gesellschaftlicher Stabilität. So handelt der ›gute Gott von Manhattan‹ im Sinne dieser gesellschaftlichen Ordnung, wenn er zusammen mit seinen Helfershelfern, den Eichhörnchen, den geheimen Boten und Spionen, das Todesurteil an den sich Liebenden vollstreckt.
Zitate: Seiten 56-59 Gespräch der Liebenden über die Bedeutungslosigkeit aller Äusserlichkeiten, für das wahre, tiefe Gefühl, das Wort zählt nicht. Seiten 64-67 Bekenntnis der Liebe zwischen Jan und Jennifer.
Autor/in: | Ingeborg Bachmann (1926–1973) |
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Genre: | Gegenwartsliteratur, Literatur über die Liebe |
Verlag: | Deutscher Taschenbuchverlag, 1963 |
Erstveröffentlichung: | bei Piper, 1958 |