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Die Katze des Rabbiners

Joann Sfar

Teil 1 - Die Bar-Mizwa

Eine Katze ist die Protagonistin und Erzählerin in diesem philosophisch theologischen Comic. Ihr Zuhause hat sie im Haus eines Rabbiners und seiner Tochter und sie kann mehr als andere Katzen. Nachdem sie den nervigen, immerzu plappernden Hauspapagei des Rabbiners kurzerhand verspeist hat, kann sie plötzlich selbst sprechen. Der Rabbiner ist bestürzt über diese Untat und nicht weniger über die neue Gabe des Tieres. So beschließt er, dem sprechenden Kater den rechten Weg zu weisen und ihn mit den jüdischen Moralvorstellungen und Glaubensgrundsätzen bekannt zu machen. Mit der naiven, kätzischen Neugierde des fremden, aussenstehenden Wesens und einem schlaumeierisch wohlwollenden Frageton philosophiert sich die Katze des Rabbiners in beißender Ironie, durch die Moral und die Grundsätze seines Hausherrn und dessen jüdischen Glaubens.

Eine Katze die sprechen kann und durch die Sprache zum Menschen wird? Oder eben nicht, wenn die Menschen hinterfragen, was den Menschen zum Menschen macht und den jüdischen Menschen zum jüdischen Menschen? Der Hintergrund dieser Frage ist das Verlangen der Katze, als Teil der Gemeinschaft angesehen zu werden, und zwar indem sie die Bar-Mitzwa verlangt. Aber kann sie allein durch die Sprache Mensch sein oder bleibt sie kätzisch und wenn sie die jüdische Lehre hinterfragt, geschieht dies auf kätzische Art, wissbegierig und wahrhaftig oder ketzerisch? Was ist Moral, was ist Glaube, was ist Lehre, was ist menschliche Begierde? Katze und Mensch kommen nicht aus dem Fragen heraus. Das alles in einem kätzischen Monolog, bebildert durch aufwändig kolorierte, detailreiche Zeichnungen, die die Welt der »sephardischen Juden Nordafrikas« (Zitat aus dem kurzen Vorwort von Eliette Abécassis) lebendig werden lassen. Der Zeichenstil ist karikaturistisch mit vielen Schraffuren und starken Hell-Dunkel-Kontrasten.

Autor/in:Joann Sfar (*1971)
Genre:Comic, Fabel
Verlag:avant-verlag, 2004
Übersetzung:Aus dem Französischen von David Permantier
Originaltitel:»Le Chat du Rabbin«, bei Dargaud, 2001