Die Okkupation Griechenlands im zweiten Weltkrieg
Chryssoula Kambas, Marilisa Mitsou
Der vorliegende Sammelband enthält eine Reihe von Aufsätzen zur »Erinnerungskultur und Geschichtspolitik der Okkupation Griechenlands (1941 - 1944). Deutsch-griechisches Gedächtnis in Medien und Literatur«. So lautet auch der gleichnamige Titel eines Symposiums an der Ludwig-Maximilians-Universität München vom Juli 2012, aus dem dieser Band enstanden ist.
Im Vorwort umreissen die beiden Herausgeberinnen, Chryssoula Kambas und Marilisa Mitsou, die Eckpunkte und Problemfelder der deutschen, italienischen und griechischen Erinnerungskultur in der Nachkriegszeit bis heute. Dabei stehen von italienischer und vorallem deutscher Seite die Relativierung der Verbrechen und ein weitgehend wirtschaftlich motiviertes Abwehren der Verantwortung im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Der Umgang der griechischen Gesellschaft mit der deutschen Besatzung wird als weitgehend oberflächlich, in den unterschiedlichen politischen Lagern stereotyp instrumentalisierend und die Schuld der NS-Besatzer zum Teil sogar als abschwächend wahrgenommen.
Die Themen der Aufsätze sind breit gestreut und behandeln die verschiedensten Aspekte der kulturellen und politischen Verarbeitung nach 1945 bis heute. So werden die Erinnerungskultur und Nachkriegspolitik in Deutschland und Italien ebenso betrachtet wie die griechische Sicht auf die Themen Widerstand und Kollaboration. Die Vernichtung der griechischen Juden und die Sichtbarkeit jüdischer Lebens nach dem Genozid in Griechenland wird in mehreren Aufsätzen thematisiert. Ebenso die öffentliche Wahrnehmung und der historiographische Stand der Diskussion um Schuld, Verantwortung und Entschädigung in Bezug auf die Orte deutscher Massaker an der Zivilbevölkerung am Beispiel Kalavryta und Distomon. Und überdies enthält der Text einen Abriss über die Geschichtspolitik in der DDR und die deutschen Deserteure in der griechischen Befreiungsbewegung.
Neben dem gesellschaftspolitischen und geschichtswissenschaftlichen Teil, bildet die kulturelle Verarbeitung in der Nachkriegszeit den zweiten Schwerpunkt im Buch. Das griechische Kino wird in einem Aufsatz behandelt, den Schwerpunkt bildet allerdings die Untersuchung literarischer Strömungen Griechenlands und Deutschlands. Einigen allgemeinen Aufsätzen zur Nachkriegsliteratur, folgen Einzelbetrachtungen zu einigen Autoren mit Bezügen zur Okkupationszeit, wie Franz Fühmann, Erhart Kästner, Erwin Strittmatter, Walter Höllerer, Michael Guttenbrunner, Erasmus Schöffer, Erich Arendts sowie der griechische Dichter Joannis Ritsos.
Die Aufsätze sind durchgehend in der Form wissenschaftlicher Arbeiten gehalten und ermöglichen so einen guten Zugang zu weiteren Quellen für einem vertiefenden Blick. Dabei bleibt die Lesbarkeit auch für den nicht wissenschaftlich geschulten Leser erhalten.
Herausgeber/in: | Chryssoula Kambas, Marilisa Mitsou |
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Genre: | Historiographische Literatur |
Verlag: | Böhlau, 2015 |