Essex County - Geistergeschichten

Jeff Lemire

Lou Lebeuf ist Rentner und lebt auf einer Farm in Essex County, Kanada. Gerade aus dem Krankenhaus entlassen, Taub und in seinen Erinnerungen gefangen, wird er regelmäßig von einer Betreuerin versorgt. Da er alleine nicht mehr zurecht kommt, weist sie ihn schließlich in ein Heim ein. Seine Erinnerungen tragen ihn weit zurück in die Vergangenheit, in seine Kinderzeit. In die Zeit, als er zusammen mit seinem Bruder in Toronto Berufsspieler in einem Eishockeyverein war. So durchlebt er schwere, hoffnungsvolle und ebenso bittere und traurige Tage.

Erzählt wird die Geschichte eines gewöhnlichen und deshalb nicht minder von großen Hoffnungen und Bedürfnissen getragenen Lebens, die allerdings im Protagonisten Lebeuf in Enttäuschung und Einsamkeit umschlagen. Die verschiedenen Lebensabschnitte werden in Rückblenden, als Erinnerungsfetzen des alten Lou Lebeuf ineinander geschoben. Die Wirklichkeit der Hauptfigur löst sich dabei langsam in seinen eigenen Erinnerungen auf, fällt unversehens aus dem Jetzt in die Vergangenheit und zurück, gerade wie es das Tagträumen dem Menschen eingibt. Auf diese Weise führt Lemire den Leser und Betrachter durch das Leben des Hockeyspielers und Träumers Lou Lebeuf und seiner Familie.
Gezeichnet in Schwarz-Weiß, mit einer holzschnittartigen Reduktion der Linien und Flächen, die den handelnden Personen die Dramatik ihrer Erfahrungen und Gefühle in Gesichter und Körper schneidet. Im Hintergrund fühlt man dabei besonders eindringlich die Achtung vor der Würde jedes individuellen Gefühls. Mit Klaren Strichen und mit wenigen Details sind die Räume und Orte der Lebenswelt Lebeufs als psychologische Erweiterung seiner Gefühlswelt zu deuten. Dabei erinnert die Dynamik der Szenerie und die Abfolge der Zeichnungen ein wenig an Film-Stills und verstärkt den dokumentarischen Charakter der Geschichte.