Freedom Hospital
Hamid Sulaiman
Ein grausamer und zerstörerischer Krieg des Staates gegen seine Bürger, eine zerissene Gesellschaft, die von religiösen Extremisten in Geiselhaft genommen wird, in der Unterdrückung und Flucht zu einem Teil des Alltags wurden, ohne die Hoffnung auf eine friedliche Zukunft. Hamid Sulaimân erinnert mit »Freedom Hospital« an die Menschen, die in dieser Situation leben.
Er beschreibt einen Ausschnitt von etwa einem Jahr aus dem zweiten Kriegsjahr, 2012, nach dem Beginn der Proteste in Syrien gegen das Assad-Regime. Die Szenerie bildet ein geheimes Untergrundkrankenhaus der Opposition in der fiktiven Stadt Houria unweit der türkischen Grenze. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Yasmin, der Gründerin des Krankenhauses und Sophie, einer in Syrien geborenen, französischen Journalistin, sowie einer Gruppe von Krankenhausmitarbeitern, Rebellen der freien syrischen Armee und Kriegsopfern. Alle zusammen stammen aus unterschiedlichen politischen, religiösen und ethnischen Gruppen der heterogenen syrischen Gesellschaft und sie befinden sich im Widerstand gegen das Assad-Regime.
Die Darstellung von Handlung und Figuren erfolgt in dicken, flächigen Linien, Schattenrisse, Schwarz-Weiß getuscht. Die Protagonisten werden durch wenige Striche nur angedeutet, konzentriert auf den Charakter, die Haltung, die grob geschnitzte Mimik. Die Panels besitzen häufig kaum einen Hintergrund, weiß, mit wenigen Details, ohne Ablenkung von den Gefühlen, den Momentaufnahmen, die das Leben der im Krieg, in der apokalyptischen syrischen Realität, eingesperrten Menschen wiedergeben. An einem Ort, wo keine Hoffnung ist, gibt es auch keine Details, es gibt nur Schwarz und Weiß, vorher und jetzt, die Worte zielen auf den einzelnen Moment, auf die einzelne Person. Kein Pathos, keine Erklärung, keine Lösung, der Zufall entscheidet, wer lebt, wer stirbt, wer frei sein wird. Die Hoffnung, die dennoch aufblitzt, besteht allein in der Moral und der Kraft des Widerstandes der handelnden Personen, die für Freiheit und ein humanistisches Menschenbild eintreten. Und diese Klarheit der Haltung und auch die Individualität ihrer Gefühle stellt Sulaimân in seinen Bildern ebenso heraus wie das Inferno des Bürgerkrieges.
Autor/in: | Hamid Sulaiman (*1986) |
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Genre: | Graphic Novel, Politische Literatur |
Verlag: | Hanser Berlin, 2017 |
Übersetzung: | Aus dem Französischen von Kai Pfeiffer |
Originaltitel: | »Freedom Hospital«, bei Éditions çà et là und Arte Éditions, 2016 |