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Was wäre wenn

Lizzie Doron

Lizzie ist 65 Jahre alt und lebt mit Ihrem Mann in Tel Aviv. Ihre Kinder sind erwachsen und haben bereits eigene Kinder. Sie gehört der Nachfolgegeneration der Überlebenden des Holocaust an und hatte als Kind nur ihre Mutter und einen Onkel zu dem sie kaum Kontakt hatte.
Eines Tages bekommt sie eine Nachricht von ihrem Freund aus Jugendtagen, Yigal Ben Dror, der sie aus einem Hospiz anschreibt und sie bittet, sie noch einmal zu besuchen, bevor er stirbt. Eine Stunde später ist sie im Hospiz. Sie hat ihn 40 Jahre nicht gesehen, nur Nachrichten hat sie immer wieder von ihm erhalten, per E-Mail und Facebook. Nachdem sie den Sterbenskranken besucht und mit ihm gesprochen hat, geht sie nach Hause. Er war kaum ansprechbar und die kommende Nacht wird nach Aussage der Schwester seine Letzte sein. Zuhause angekommen, beginnt sich Lizzie zurückzuerinnern, an ihre Kindheit und ihre Begegnungen mit Yigal. Wie in einem Nachruf erinnert sie sich in bruchstückhaften, verschachtelten und wie zufällig hereinbrechenden Erinnerungen an ihre eigene und Yigals Lebenslinien.

In einer autobiographischen Verwebung von Vergangenheit und Gegenwart, von Fiktion und Geschichte, ihrer persönlichen und der israelischen, erzählt sie die Geschichte des Scheiterns jugendlicher Träume, von Unverwundbarkeit und einer gerechten Ordnung und von den Träumen einer jungen Nation, die allen zum Vorbild dienen und über jeden Zweifel und jede Kritik erhaben sein sollte. Dafür steht in der Erzählung die Figur Yigals, der 1973 voller Enthusiasmus für Israel in den Yom Kippur Krieg zieht und gebrochen aus syrischer Gefangenschaft zurückkehrt. Er wird zum Kritiker, Mahner und aktivistischen Kämpfer gegen Nationalismus und Krieg in Israel. Die zweite wichtige Figur der Erzählung ist ihre Mutter. Als traumatisierte Überlebende des Holocaust verkörpert sie das widersprüchliche Moment, einerseits ein Fundament der israelischen Geschichte im Kampf um Überleben, Freiheit und Aufbau, aber gleichzeitig Mahnerin gegen Krieg und Unterdrückung zu sein. Beide, Yigal und Lizzies Mutter, stehen hier für die in der Gesellschaft, die aufstehen und gegen jeden Mainstream lautstark und beharrlich ihren Kampf für ihre Werte führen.

Autor/in:Lizzie Doron (*1953)
Genre:Gegenwartsliteratur
Verlag:dtv, 2020
Übersetzung:Aus dem Hebräischen von Markus Lemke